Muli bwanji?

Dass ich nun schon beinahe drei Wochen hier bin und nur so selten von mir hören lasse, liegt nicht daran, dass wir so oft keinen Strom haben, sondern eher daran, dass ich ein bisschen schreibfaul werde. Aber es gibt so viel zu erzählen, dass ich mich gar entscheiden kann, worüber ich schreiben soll.

Mittlerweile habe ich mich ganz gut eingelebt und verstehe nun abgesehen von ‚azungu‘ auch ‚muli bwanji?‘ und weiss, dass ich mit ‚ndili bwino kaya inu?‘ antworten muss. Das ist die Begrüssungsfloskel und es gilt hier als unfreundlich, wenn man darauf nicht antworten kann. Auch wenn mehrere Personen unterwegs sind, begrüssen sich immer alle einzeln mit dieser Frage. Es bedeutet etwa so viel wie ‚Wie geht es dir?‘ – ‚Mir geht es gut und dir?‘. Zudem gibt es noch spezielle Ausdrücke für bestimmte Tageszeiten, aber schliesslich haben wir hier keine Chichewa-Lernstunde.

Am Morgen gehe ich jeweils mit ein paar anderen Volunteers in die Nursery School. Dieser Kindergarten ist für alle Kinder bis fünf Jahre und er wird von Frauen aus dem Dorf geleitet, die keine spezielle Ausbildung haben. Wir Volunteers sind dort, um die Struktur des Unterrichts vorzugeben, mit den Kindern zu singen und zu spielen und spontan einzuspringen, wenn eine der Lehrerinnen nicht auftaucht. Der Kindergarten hat keine Ähnlichkeiten mit Kindergärten, wie wir sie uns vorstellen. Es gibt einen einzigen Raum, keine Spielsachen und von draussen hört sich der Unterricht ungefähr so an: „Seven days has a week: sunday, monday, tuesday…“ und ähnliche Dinge schreien die Kinder den Teachers nach und haben keine Ahnung, was sie da genau sagen. Die meisten Kinder kommen sowieso nur in die Nursery, weil es am Schluss für alle Porridge gibt und das für viele Kinder die einzige ‚richtige‘ Mahlzeit pro Tag ist.

Nun gut, es bleiben noch fünf Wochen, einiges am Inhalt des Unterrichts zu ändern… Die Teachers sind offen für neue Ideen, wissen aber selber nicht, wie sie ganz einfach vieles verändern könnten.

Am Nachmittag bin ich entweder im Kid’s Corner oder seit dieser Woche beim Schulzimmer streichen eingeteilt.

Der Kid’s Corner ist ein Freizeitbeschäftigungsangebot für alle Kinder, die Interesse haben. Es wird dreimal in der Woche Sport und zweimal Kunst angeboten. Die Kinder freuen sich schon nur, dass jemand mit ihnen spielt und was noch wichtiger ist, dass jemand Material mitbringt, denn hier gibt es nur die von den Kindern aus Plastiktüten, Abfall und Schnüren gebastelten Fussbälle und Farbstifte hat wahrscheinlich niemand zu Hause.

In den letzten Wochen wurde ein neuer Schulblock mit zwei Schulzimmern für die Primary School gebaut. Nun werden diese Zimmer von den Volunteers gestrichen. Das ist aber gar keine leichte Aufgabe, denn die Wände bestehen aus einer Art Sandstein und die Hälfte bröckelt gleich wieder ab, wenn man mit der Farbe darüber streicht. Auch eine Leiter scheint es nicht zu geben. Wir klettern auf drei aufeinandergestapelten Cola-Harassen herum und erreichen die Decke immer noch nicht. Frage der Volunteerkoordinatorin: „Why don’t you take four boxes?“. Tja, auf ungefähr so viel Unterstützung kann man hier zählen…

Die Hippos, die man ja bis zum Guesthouse hören soll und zu Fuss ‚besuchen‘ kann, haben wir immer noch nicht gefunden. Die Meinungen der Dorfbewohner gehen auseinander. Die einen sagen, die Bauern haben sie erschossen, die anderen meinen, es habe zu viele Leute und dann gibt es noch die, die sagen, man könnte sie sehen, müsste sich aber durch dickes Gebüsch kämpfen und darin versteckten sich Krokodile und Schlangen. Aus diesen Gründen haben wir diesen Plan beerdigt und werden uns wohl eher einmal mit dem Boot auf die Suche begeben. Aber für kommendes Wochenende haben wir einen Besuch im Kuti Wildlife Reserve geplant, welches ganz in unserer Nähe ist. Dort gibt es unter anderem Giraffen und Zebras zu sehen. Ich hoffe sehr, ich kann euch am Sonntag dann mit einem Bild ein bisschen neidisch machen;-)

One thought on “Muli bwanji?

  1. maja

    hey monika
    ich lese deinen blog mit viel freude und bin wirklich ein bisschen neidisch auf deine erfahrungen und alltagsgeschcihten;)
    bei der unterrichtsbechreibung habe ich mich doch sehr in meine situation in kirgistan hineinversetzt gefühlt. wir hatten auch den eindruck, dass die eltern keine erziehung oder bildung wollten, die waren einfach froh, wenn das kind gefüttert und beschäftigt war (und es nicht kalt hatte, aber das ist ja bei euch kein problem…). freue mich auf weitere blogs, nilpferd hin oder her!
    machs guet
    maja

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